Leben

Und dann passiert etwas, was das Leben verändert.

Der Sohn meiner Kollegin und guten Freundin erkrankte erneut an Leukämie.
Er stand mir damals sehr nahe, da ich in der Nachbarschaft der Familie wohnte und von Geburt an auf ihn aufpasste.
Mit 4 Jahren war er das erste Mal an Leukämie erkrankt und nun mit 6 gab es einen Rückfall.

Von einer Sekunde auf die andere wird alles andere unwichtig.

Es dreht sich nur darum etwas tun zu können, zu helfen oder für die Familie da zu sein.WhatsApp Image 2020 06 15 at 18.14.38

Es war eine schwere Zeit, aber auch eine Zeit, in der es unfassbar war mit anzusehen, wie viele Menschen bereit sind zu helfen.
Léon benötigte einen Knochenmarkspender und wir organisierten eine Typisierungsaktion an der über 1200 Menschen teilnahmen.
Was rundum geschah war einfach unglaublich.
Wir richteten ein Spendenkonto für die Typisierungen für die DKMS ein.
Innerhalb kürzester Zeit wurden durch sämtliche Benefizveranstaltungen, die von unterschiedlichsten Leuten organisiert wurden, 84.000 Euro gespendet.

Alles hat mich sehr berührt und auch verändert.

Wenn man solche Dinge erlebt, wird einem plötzlich bewusst wie schnell alles vorbei sein kann.

Ich war damals oft im UKE bei Léon und fand es so ungerecht, dass ein so kleiner Mensch so leiden muss.
Es ergab einfach keinen Sinn.
Léon war ein absoluter Kämpfer und hat es geschafft.
Aber es war ein langer Weg.

In dieser Zeit habe ich vieles in meinem Leben hinterfragt.
Ich hatte mittlerweile 3 Kurse pro Woche und arbeitete Vollzeit mit 41 Stunden.
Das heißt: ich hatte viel Stress und sehr viel um die Ohren.
Dazu kam, dass ich bereits zu dieser Zeit durch die schlechte Stimmung in der Dienststelle nicht mehr wirklich glücklich war.
Nun war mir ziemlich deutlich vor Augen geführt worden, wie schnell unser Leben vorbei sein kann.
Man selbst denkt ja immer, man wäre unsterblich.

Und plötzlich wollte ich etwas ändern.

Ich machte mich daher schlau und teilte meinem Chef mit, dass ich meine Stunden reduzieren möchte.
Ich begann mit 3 Stunden pro Woche weniger.
Ich hatte Angst vor dem finanziellen Einschnitt.
Aber schnell legte sich das und ich reduzierte stetig weiter.
Am Ende meiner Dienstzeit arbeitete ich nur noch 23 Stunden in der Woche.